Systematische Metaphernanalyse als qualitative sozialwissenschaftliche Forschungsmethode
Abstract
Zentrale Annahmen der kognitiven Metapherntheorie lassen sich als Elemente einer qualita- tiven Forschungsmethodik in den Sozialwissenschaften nutzen. Der Aufsatz skizziert das Potenzial des Ansatzes von Lakoff und Johnson für eine hermeneutisch orientierte Meta- phernanalyse, für deren Durchführung Regeln und Gütekriterien angegeben werden kön- nen. Als sozialwissenschaftliche Metaphernanalyse wird sie nicht dazu beitragen, in der innerlinguistischen Debatte Fortschritte zu erzielen. Ihre Aufgabe ist es, in sozialwissen- schaftlichen Problemfeldern neue Sichtweisen zu erzeugen und sich im Verhältnis zu ande- ren Auswertungsmethoden zu bewähren.
Central assumptions of cognitive metaphor theory can be used as elements of a qualitative research methodology for use in the social sciences. The paper outlines the transformation of the approach of Lakoff and Johnson into a hermeneutic metaphor analysis; rules for the execution and quality criteria can be specified. As a sociological metaphor analysis it will not help to achieve progress in the intra-linguistic debate. Its task is to create new viewpoints in the fields of social science and to prove itself in relation to other methods of text analysis.
1. Was für eine Wissenschaft ist die kognitive Linguistik?1
Lakoff und Johnson haben in beeindruckenden Publikationen belegt, dass unser Denken in großem Ausmaß metaphorischer Natur ist. Wir denken vor- zugsweise komplexe, schwierig zu erfassende Phänomene in Bildern, die ein- facher gestalteten und älteren Erfahrungen entspringen. Die Analyse von Metaphern gibt daher eine Antwort auf die Frage, wie wir die Welt aus altbe- kannten Mustern konstruieren. Kann die Analyse der Metaphern auch helfen
zu verstehen, was für eine Wissenschaft die kognitive Linguistik ist?
1 Vortrag auf der Tagung Future Research Avenues of Metaphor (Mülheim, 20.5.-21.5.2011),
http://www.metaphorik.de/workshop2011.htm.
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1.1. Das Selbstverständnis der kognitiven Metapherntheorie
Die Eingangsseiten des letzten gemeinsamen Werks von Lakoff und Johnson Metaphors in the Flesh (1999; nachfolgend zitiert als L/J 1999) sind aufschluss- reich für das Selbstverständnis der KM:
(1) These are three major findings of cognitive science (L/J 1999: 3)
(2) Because of these discoveries, philosophy can never be the same again
(L/J 1999: 3)
(3) [...] these three findings from the science of the mind (L/&J 1999: 3)
(4) What would happen if we started with these empirical discoveries
about the nature of the mind (L/J 1999: 3)
(5) It is surprising to discover, on the basis of empirical research (L/J 1999:
4)
(6) But it is shocking to discover that we are very different (L/J 1999: 4) (7) The discovery that reason is evolutionary (L/J 1999: 4)
Schon auf den ersten beiden Seiten, aber auch später findet sich zur Selbstbe- schreibung der kognitiven Metapherntheorie eine Häufung von findings und discoveries. Ein mögliches Konzept könnte in einer ersten Näherung so formuliert werden: Die kognitive Linguistik „findet“ und „entdeckt“ die
„Natur“ wie Naturforscher des 17.-19. Jahrhunderts, also neue Kontinente, neue Schmetterlinge und die Quellen des Nils.2 Es fallen noch andere Meta- phern auf, die in einem Gegensatz zu den genannten gebraucht werden und einer indirekten Fundierung dieses Selbstverständnisses dienen:
(8) These are three major findings of cognitive science. More than two millenia of a apriori philosophical speculation about these aspects of reason are over. Because of these discoveries, philosophy can never be the same again. (L/J 1999: 3)
(9) [...] an empirically responsible philosophy would require our culture to abandon some of its deepest philosophical assumptions (L/J 1999: 3)
2 Das Tagungsplakat hatte auf Spitzwegs Bild Schmetterlingsfänger aufmerksam gemacht:
http://www.metaphorik.de/workshop2011.htm.
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Schmitt, Systematische Metaphernanalyse als qualitative Forschungsmethode
(10) Reason is not disembodied, as the tradition has largely held (L/J 1999:
4)
Als mögliches Konzept, das noch weiter zu erhärten wäre, ließe sich formulie- ren: Das Gegenteil der empirischen cognitive science ist philosophische Spekulation, bloße Annahme oder Tradition – alle Formen des (Nicht-)Den- kens, die üblicherweise nicht der empirischen Wissenschaft zugerechnet wer- den. Lakoff und Johnson haben darüber hinaus auf den ersten Seiten ihres ersten Buchs von 1980 (3ff.) darauf insistiert, dass Metaphern nicht nur eine Form des Denkens, sondern des Handelns sind. In ihrem Fall als schreibende Wissenschaftler ist die Darstellungsweise von dieser Metapher einer fakten- sammelnden Wissenschaft durchdrungen, die Gesetzesaussagen treffen kann:
(11) The mind is inherently embodied (L/J 1999: 3) (12) Thought is mostly unconscious (L/J 1999: 3)
(13) Abstract concepts are largely metaphorical (L/J 1999: 3; weitere
Beispiele in dichter Form, fast Satz für Satz: L/J 1999: 4-7)
Die Praxis dieser kognitiven Metapherntheorie inszeniert sich als empirisch basierte Tatsachenaussage, obwohl es um die Konstruktionen kulturspezifi- scher Begriffe (mind, thought, concepts) und ihres Verhältnisses zueinander geht. Sie arrangiert eine metaphorische Selbstpräsentation als Naturwissen- schaft, die sich von bloß philosophischer Spekulation abhebt.3
1.2. Das szientistische Selbstmissverständnis der kognitiven
Metapherntheorie
Aus sozialwissenschaftlicher Perspektive ist z. B. mit Goffman (2003) zu fragen, warum diese Positionierung gewählt wurde statt einer anderen, wel- che die Problematik der Reflexivität aufnimmt, dass Metaphernforschende ihrerseits in Metaphern denken und forschen. Wenn man wie Lakoff und
Johnson davon ausgeht, dass Metaphern eine solche universale Bedeutung
3 Zustimmungen zu naturwissenschaftlichen Metaphern anderer Autoren fehlen nicht:
„Each primary metaphor, Grady hypothesizes, is simple, an atomic component of the molecular structure of complex metaphors.“ (Lakoff/Johnson 1999: 49, Hervorhebung R.S.)
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haben, müsste es für eigene Unterfangen ebenso gelten.4 Es wäre auch zu ver- muten, dass mehr als eine Metapher für das eigene Projekt taugen könnte. So sind die entsprechenden Passagen des 1980er-Buchs zum Verstehen von Metaphern stärker nach den Metaphern: „Verstehen ist ein Sehen als“ („where arguments are not viewed in terms of war“; Lakoff/Johnson 1980: 4) und
„Verstehen ist eine interaktive Entwicklung von Schemata“ (Lakoff/Johnson
1980: 230) geprägt. Von diesen Metaphern ist in den späteren Publikationen weniger die Rede, abgesehen davon, dass auch diese metaphorischen Kon- zepte das Problem der Selbstanwendung nicht aufgreifen.5
Meine These lautet, dass Lakoff und Johnson in den oben genannten Passagen nicht angemessen beschreiben, was sie unternehmen, wenn sie eine Metapher als Metapher verstehen, und dass es nicht um die Anwendung von Natur- gesetzen geht, wenn einzelne metaphorische Aussagen aufgrund wahrge- nommener Gemeinsamkeiten zu Konzepten zusammengesetzt werden. Noch deutlicher wird dies in Lakoffs Fallstudien über die amerikanische Innen- und Außenpolitik (Lakoff 2002), in denen er konkrete Interpretationen ableitet: Das Begreifen des eigenen Verstehens und Deutens fehlt; es geschieht stattdessen mit dem Gestus des gegenstandssicheren Zeigens auf Redewendungen, deren Kontext nicht weiter dokumentiert wird. Im Weiteren finden sich ablenkende Verweise auf die neurobiologische Hirnforschung (z.B. Lakoff/Johnson 1999:
17-18), oder Ergebnisse werden so präsentiert, als seien sinnhaft zu Konzepten geordnete Metaphern naturwissenschaftskonforme Gegenstände wie eine neue Käferart oder ein frisch ausgegrabenes Hominiden-Fossil. Lakoff und Johnson, so meine These, konstruieren metaphorische Gegenständlichkeiten und unterschlagen ihre eigene Deutungsarbeit, denn die Identifikation von Metaphern einerseits und die Rekonstruktion von metaphorischen Konzepten andererseits sind von sinnverstehenden Kompetenzen der Interpretierenden abhängig. Dieses Ordnen nach sinnhaften Bezügen kann nicht in einem
naturwissenschaftlichen Sinn algorithmisiert werden, das zeigen gerade
4 Blumenberg (1960, 1988) oder Kuhn (1993) mögen als Gegenteil dieses nicht vorhandenen
Problembewusstseins dienen.
5 Die Veränderung des ursprünglichen „experientialism“ zu einem „embodied realism“ erscheint als Verkürzung, welche das Ausmaß kulturell divergenter Metaphern für komplexere Gegenstände unterschätzen lässt (vgl. Lakoff/Johnson 2003).
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Lakoffs Exkurse zu den Grenzen der künstlichen Intelligenz (Lakoff 1987: 338-
352). Gegen dieses naturwissenschaftliche Selbstverständnis der kognitiven Linguistik lässt sich argumentieren, dass ein Verstehen von Metaphern aus den Bemühungen eines in dieser Kultur sozialisierten Subjekts resultiert, das Sinn und Zusammenhang sucht. Die Identifikation von Metaphern und metaphorischen Konzepten kann daher als hermeneutischer Prozess beschrie- ben werden. In Anlehnung an die Kritik von Habermas an Freud könnte man von einem „szientistischen Selbstmissverständnis“ der kognitiven Linguistik sprechen (Habermas 1968: 300): Sigmund Freud hatte wiederholt die Zuversicht geäußert, dass die Psychoanalyse als Naturwissenschaft ver- standen werden könne. Habermas (1968: 300-332) hat herausgearbeitet, dass Freud stattdessen eine bestimmte Hermeneutik entwickelt hat. Ich schlage eine ähnliche Betrachtungsweise der kognitiven Linguistik vor: Lakoff und Johnson haben keine neue Naturwissenschaft, sondern eine spezielle Herme- neutik begründet.
Diese Betrachtungsweise ermöglicht erst die Anwendung der Metaphern- analyse als qualitativer Forschungsmethode in den Sozialwissenschaften. Diese Sichtweise integriert bisher schon geäußerte Kritik am Ansatz der kog- nitiven Linguistik und ermöglicht forschungsmethodische Weiterentwicklun- gen. Die folgende Übersicht (vgl. Schmitt 2011a) skizziert einige weitere Problembereiche einer Anwendung der kognitiven Metapherntheorie in den Sozialwissenschaften, deren hermeneutische Rahmung Lösungen ermöglicht.
1.3. Die kommunikative Bedeutung von Metaphern
Die Rolle der kommunikativen Bedeutung von Metaphern lässt sich an einem Beispiel zeigen: In der breiten Literatur über Metaphern im Kontext von Krebserkrankungen findet sich in fast allen Publikationen die Metaphorik des Kampfs gegen die Erkrankung (Schmitt/Böhnke 2009). Schiefer (2006) rekon- struiert dagegen in den Entlassungs- oder Arztbriefen nach Krankenhausauf- enthalt vor allem Metaphern des Rätsels und des Detektivs, den Symptomen und Tumoren auf die Schliche zu kommen, und keine Kampf-Metaphern. In dieser ritualisierten Kommunikation unter ärztlichem Personal ist offenbar eine Darstellung als kluger Mensch, nicht als Kämpfender sinnvoll und leitend. Der soziale und kulturelle Kontext motiviert die Wahl der Metaphern, und er muss daher in die Interpretation einbezogen werden. Lakoff und John-
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son vernachlässigen die kommunikative bzw. situative Bedeutung von Meta- phern gegenüber ihrer kognitiven und textuellen; hier sind Buchholz und Kleist (1995, 1997) sowie Buchholz, Lamott und Mörtl (2008) in ihren Studien zur Verwendung von Metaphern in psychotherapeutischen Gesprächen über Lakoff und Johnson hinausgegangen. Cameron und Deignan (2006) haben darauf hingewiesen, dass die wechselseitige Steuerung wie Verstörung durch Metaphern im Gespräch eine wesentliche Funktion der Metaphorik darstellt. Liebert (2003, 2005) fordert daher eine Handlungs- und Interaktionstheorie, in die der Gebrauch von Metaphern – und damit die Theorie von Lakoff und Johnson – einzuordnen wäre. Junge (2011) fordert aus soziologischer Sicht, dass die Pragmatik statt der Semantik für die Analyse von Metaphern in den Sozialwissenschaften angemessen sei. Unabhängig davon, ob man diesen Autoren im Einzelnen folgt, verdichten sich die Hinweise, dass die Ergebnisse von Metaphernanalysen nur mit Angabe der konkreten kommunikativen Situation sinnvoll diskutiert werden können, was für eine hermeneutisch ver- standene Sozialforschung folgerichtig ist.
1.4. Lokale statt globaler Gültigkeit
Lakoff und Johnson geben Übersichtslisten zentraler metaphorischer Konzepte vor, deren universelle Gültigkeit sie annehmen (Lakoff/Johnson 1999: 50ff.). Die hier noch vorzuschlagende systematische Metaphernanalyse ist vorsichti- ger und geht davon aus, dass metaphorische Konzepte für unterschiedliche Personen, Gruppen und Kulturen verschieden ausfallen können und daher einer erneuten hermeneutischen Anstrengung bedürfen. Lakoff und Johnson laden dagegen zu einer Subsumtion des vorhandenen Sprachgebrauchs unter einmal gefundenen Mustern ein, obschon sie in Nebenbemerkungen die kulturellen Variationen oft einräumen. Diese disclaimer in Nebensätzen haben kaum Folgen für ihr Selbstverständnis, universelle Muster des Denkens finden zu wollen.6
6 Eine Tendenz, die umso unverständlicher ist, wenn man Lakoffs Anmerkungen zu einer Sprache der australischen Ureinwohner, des Dyirbal (Lakoff 1987: 92-104), zur Gebrauchsweise eines japanischen Adjektivs (ebd.: 104-110) und seine partiell zustimmende Diskussion der als „linguistische Relativitätstheorie“ bekannten Überlegungen von Whorf liest (ebd.: 304-337).
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Qualitative sozialwissenschaftliche Forschung ist an lokalen Sinnzusammen- hängen interessiert. Die bisherige Interpretationserfahrung legt nahe, dass metaphorische Konzepte umso spezifischer formuliert werden können, je genauer der Forschungsfokus und je abgegrenzter das Untersuchungsfeld ist. Zu ähnlichen Schlüssen kommen von linguistischer Seite Cameron und Low (1999).
1.5. Fehlende und/oder problematische methodische Hinweise
Konkrete forschungsmethodische Hinweise werden von den Begründern der kognitiven Metapherntheorie nicht formuliert. Auch in den umfassenden Analysen Lakoffs, die metaphorische Modelle des innen- und außenpoliti- schen Denkens der USA darstellen, gibt es, wie erwähnt, kaum methodische Hinweise zur Auswahl des Erhebungsmaterials, zur Identifikation von Meta- phern, zur Rekonstruktion von metaphorischen Konzepten und zuletzt zur methodisch gesicherten Interpretation der in den Konzepten gebündelten Sinnzusammenhänge (Lakoff 2002). Findings und discoveries scheinen keine Methode zu brauchen. Dies hat ein Unbehagen erzeugt und zum Teil sehr elaborierte Versuche der Metaphernidentifikation nach sich gezogen (Pragglejaz Group 2007; Steen et al. 2010). Ein strenges Regelwerk und exten- sive Operationalisierung sollen subjektive Einflüsse eliminieren. Hier geht verloren, dass Metaphern nicht einfach identifiziert und zugeordnet, sondern verstanden werden müssen. In beiden Varianten existiert folgerichtig nicht die Möglichkeit, exemplarische Narrationen als Allegorie, d. h., als lebensprakti- sche Realisierung eines metaphorischen Konzepts zu verstehen. So ließ sich zeigen (Schmitt 2002), dass in Interviews zum problematischen Alkohol- konsum die Metaphorik des Gebens und Nehmens eine große Rolle spielt: Alkohol wird als wertvolle Gabe („ein guter Tropfen“) metaphorisiert, und nicht-metaphorische Narrationen des Ausgebens, Schenkens und Mitbringens von Alkoholika ergänzen dieses Konzept. Die exemplarischen Narrationen zeigen die lebenspraktische Realisation des metaphorischen Konzepts. Solche Sinnzusammenhänge bedürfen eines situativen Verstehens und dürften kaum als Regel zu explizieren sein. Zwischen den kaum ausformulierten Regeln der Metaphernidentifikation von Lakoff und Johnson und einer für statistische Zwecke dienlichen Operationalisierung bei Steen et al. ist für qualitative For- schung ein Mittelweg zu suchen: Es braucht Regeln, welche die Qualität der
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Erkennung von Metaphern steigern, ohne durch ein rigides Regelwerk die Anpassung des Verfahrens an die jeweilige kommunikative Situation zu ver- hindern.
1.6. Wahrheits- und Gütekriterien der Interpretation
Sinnverstehen ist mit dem Makel des Subjektiven, bestenfalls des vorwissen- schaftlichen Bemühens behaftet – wie können wir Interpretationen sichern? Lakoffs und Johnson sind hier kein Vorbild, denn ihr Wahrheitskriterium ist bloße (wenn auch meist durch die Fülle beeindruckende) linguistische Evi- denz, das ausschließliche Aufzeigen passender Beispiele. Die damit verbun- denen methodischen Probleme (u. a. Gütekriterien für die Rekonstruktion der metaphorischen Konzepte und für die Interpretation der damit verbundenen Bedeutungen) lassen sich damit nicht lösen (vgl. Niedermair 2001). Hier empfiehlt es sich, auf die neuere Diskussion von Gütekriterien in der qualita- tiven Forschung, wie sie von Steinke (2000) vorgelegt worden sind, zurückzu- greifen (s. u., Abschnitt 4.2.6).
Diese Defizite der kognitiven Linguistik motivieren, ihre Annahmen einzu- betten in einen weiteren methodologischen Rahmen einer sozialwissenschaft- lichen Hermeneutik, der sie für die empirischen Sozialwissenschaften anschlussfähig gestaltet.
2. Metaphernanalyse als sozialwissenschaftliche Hermeneutik
Der Vorschlag, die Metaphernanalyse als Hermeneutik zu verstehen, ist nicht neu. Schön (1979: 254) benannte die Hermeneutik als erstes Problem des wissenschaftlichen Verstehens von Metaphern, entfaltete diese Überlegung aber leider nicht weiter. Deetz (1986) skizziert den Ansatz von Lakoff und Johnson als hermeneutische Methode der Organisationssoziologie. Hesse (1995) bezog sich in ihrer Darstellung des Verstehens von Metaphern auf die Hermeneutik Gadamers. Geeraerts formuliert ebenso deutlich:
„[...] semantics is basically a hermeneutic enterprise. Lexical descrip- tion, for instance, does not simply consist of recording referents, [die Schmetterlingssammler!], but of trying to determine what features of the referents motivate or license the use of a particular item, in short,
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of understanding expressions.“ (Geeraerts 1999: 183, Hervorhebung: R.S.)
Diese prinzipielle Notwendigkeit, mit einem hermeneutischen Verstehen zu beginnen, schließt spätere Operationalisierungen und quantitative Untersu- chungen nicht aus, die sich jedoch auf diese Vorarbeiten stützen müssten. Nach Jahren gegenseitiger Ausgrenzung hat ein Diskurs über Integrations- möglichkeiten qualitativer und quantitativer Forschung begonnen, Stichworte für diesen Diskurs sind „mixed methods designs“ und „Triangulation“, auf die ich in diesem Kontext nicht eingehen kann (Überblick bei Flick 2009: 216-
238).
„Hermeneutik“ ist ohne Zweifel ein breiter Begriff. Walter (2008) gibt in seiner politikwissenschaftlichen metaphernanalytischen Studie zur metaphorischen Konstruktion der Türkei im europäischen Diskurs zu bedenken:
„Die Frage ist dabei nur, um welche Hermeneutik es sich dabei han- delt, mit der man die Texte auslegt. Denn die Hermeneutik existiert ebensowenig wie die Diskursanalyse oder der Konstruktivismus. Unter dem Oberbegriff Hermeneutik versammelt sich eine ganze Reihe zum Teil recht unterschiedlicher Ansätze, die sich um eine Umsetzung des kleinsten hermeneutischen Nenners, der angeleitet- kontrollierten ‚Kunst der Auslegung’ [...] bemühen. Eine allgemeine Hermeneutik als universeller Kanon für eine Exegese von Texten gibt es hingegen nicht [...].“ (Walter 2008: 102-103)
Ich will daher kurz eine Orientierung an einem zentralen Werk der herme- neutischen Tradition vorschlagen, an Gadamers Wahrheit und Methode (1986, Orig. 1960).
2.1. Gadamers Bestimmung des Verstehens
Gadamer bestimmt die Gegenstände des Verstehens in Anlehnung an Heidegger: Verstanden werden könne, was von der gleichen „Seinsart der Geschichtlichkeit“ (Gadamer 1986: 266) sei – d. h., kulturell entwickelte Phänomene sind der Anlass eines Verstehensversuchs, nicht naturwissen- schaftlich-ahistorische Gegenstände, die Lakoff und Johnson imaginieren.
Das Subjekt, das sich bemüht zu verstehen, wird von Gadamer nicht als Stör- faktor einer wissenschaftlichen Operation, sondern als Ausgangspunkt
gedacht: Verstehen ist für Gadamer eine Erweiterung der eigenen Partikulari-
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tät in eine „höhere Allgemeinheit“ (Gadamer 1986: 310). Wer versteht, hat seine singuläre Eingeschränktheit um weitere symbolische Verknüpfungen erweitern können, Verstehen führt zur Veränderung des Interpreten. Die Vor- urteile des Subjektes sind notwendige Bedingungen, um in den Zirkel des Verstehens hineinzukommen; sie korrigieren sich als Verstehensentwürfe im Fortgang desselben (Gadamer 1986: 270-281). Diese Erfahrung des Verstehens an der Barriere zwischen Verstandenem und Unverstandenem formuliert er mit der Metapher „Horizontverschmelzung“ (Gadamer 1986: 311). Damit impliziert Gadamer einen emphatischen Begriff der Subjektivität – kein Ver- stehen ist ohne einen Interpreten und seine Vorurteile („Horizonte“) denkbar, die sich im Verlauf des Verstehens erst erweitern.
Die besondere Positionierung des Verstehenden impliziert kein Verhaften am Standpunkt des Subjekts. Gadamer stellt den Interpreten in die Wirkungen der Geschichte hinein. Uneinholbar liege historisch vor ihm, was sein Verstehen und Entwerfen erst ermögliche. Die Geschichte der Wirkungen, in der man stehe, könne nie umfassend begriffen werden (Gadamer 1986: 305-306). Der Interpret ist Produkt der kulturellen Überlieferung und kann die Vielzahl der Bezüge nie ganz überschauen, die ihn zu dem gemacht haben, was er ist. Jedes Verstehen symbolischer Bezüge ist damit ein Verstehen der eigenen kultu- rellen Prägungen. Gadamers Hermeneutik impliziert eine demütige Position des Interpreten – er kann die Sinnzusammenhänge, in die er verstrickt ist, nur begrenzt durch methodische Regularien kontrollieren. Diese Auffassung des Verstehensvorgangs als reflexive Erhellung von fraglos gegebenen Sinnzu- sammenhängen einer Kultur lässt sich auf das von Lakoff und Johnson impli- zit gegebene Bild gut übertragen, in eine nicht überschaubare Welt vorhande- ner Metaphorisierungen hineingeboren zu sein. Hermeneutische Rekonstruk- tionen sind daher prinzipiell unabschließbar.
Es ist hier nicht der Platz, auf Gadamers eigenen Metaphernbegriff einzu- gehen (Gadamer 1986: 433), der in der weiteren Debatte im Gegensatz zur hermeneutischen Theorie wenig rezipiert wurde und der Wiederentdeckung bedürfte: Seine Auffassung, dass metaphorisches Denken eine ursprüngliche Form der Klassifikation darstellt, ist kompatibel zu den Überlegungen von
Lakoff und Johnson.
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2.2. Habermas: Zustimmung und kritische Wendung
Gadamers Überlegungen haben erst in der Vermittlung durch Habermas Ein- gang in die Sozialwissenschaften gefunden. Habermas (1967) betont den Stellenwert von Gadamer für eine kritische Besinnung der Sozialwissenschaf- ten und als Ausgangspunkt für eine Kritik ihrer verdinglichenden Methodolo- gien und folgt dessen Verständnis von Hermeneutik:
„Hermeneutik bezieht sich auf ein ‚Vermögen’, das wir in dem Maße erwerben, als wir eine natürliche Sprache ‚beherrschen’ lernen: auf die Kunst, sprachlich kommunizierbaren Sinn zu verstehen und, im Falle gestörter Kommunikation, verständlich zu machen.“ (Haber- mas 1970: 73).
Er begreift Hermeneutik als ein praktisches Wissen und Vorverständnis der Welt, welches die Bildung von Standards der Reflexion und ihre Beschreibung erst ermöglicht. Hermeneutisches Verstehen sei weder der Theorie noch der Erfahrung zuzuordnen, da es beiden logisch (und entwicklungspsychologisch) zuvorkomme und die Schemata möglicher Weltauffassung erst bilde (Haber- mas 1970: 167-172). Habermas sieht die Grenzen des Gadamerschen Ansatzes u. a. in der neurotischen oder ideologischen Verzerrung des Sprachspiels, welche die durch Hermeneutik verstehbare Struktur umgangssprachlicher Kommunikation hintergehe und eine Grenze des Verstehens bilde (Habermas
1970: 83ff.). Er wirft Gadamer einen Mangel an konkreter hermeneutischer und methodischer Reflexion vor, dieser habe „Wahrheit“ und „Methode“ als Opposition konstruiert und damit Hermeneutik und methodische Erkenntnis unnötig gegeneinander ausgespielt. Die Handlungswissenschaften müssten jedoch empirisch-analytische Verfahrensweisen mit hermeneutischen verbin- den, sie könnten sich vom „Geschäft der Methodologie“ nicht dispensieren (Habermas 1967: 173).
Neben diesen erwähnten Formen der psychopathologisch gestörten oder machtverzerrten Kommunikation, die eine Hermeneutik methodologisch herausfordern, existieren kulturelle und kognitive Muster, die im strengen Sinne keine ideologisch oder neurotisch verzerrte Kommunikation darstellen, deren Rekonstruktion aber ein methodisch geleitetes Verstehen erfordert und die mithilfe der Metaphernanalyse expliziert werden können (Schmitt 1995). Habermas (1970: 81-82) beschreibt Muster und Schemata der Intelligenz sensu
Piaget als sprachunabhängige und damit einer Hermeneutik nicht zugängliche
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Strukturen, was im Licht späterer Entwicklungen eine nicht nachvollziehbare Einschränkung ist. So haben Lakoff und Núñez (2000) den Versuch unter- nommen, auch Denkmuster der Mathematik auf metaphorische Denkmuster zurückzuführen – die kognitive Metapherntheorie erweitert den Bereich der klassischen Hermeneutik. Aber auch bei diesen weiter gefassten Grenzen kann der Definition von Hermeneutik nach Habermas noch zugestimmt werden:
„Sinnverstehen richtet sich auf die semantischen Gehalte der Rede, aber auch auf die schriftlich fixierten oder in nichtsprachlichen Sym- bolsystemen enthaltenen Bedeutungen, so weit sie prinzipiell in Rede eingeholt werden können.“ (Habermas 1970: 73)
Diese Definition, alle in Symbolsystemen enthaltenden Bedeutungen, sofern sie versprachlicht werden können, als Gegenstand verstehender Bemühung anzuerkennen, weist der Hermeneutik eine grundlegende Zuständigkeit für die Sozialwissenschaften zu.7
2.3. Sozialwissenschaften: Verstehen des Verstehens
Die sich an Habermas anschließende Diskussion des Verstehens in der quali- tativen sozialwissenschaftlichen Forschung stimmte darin überein, dass sich sozialwissenschaftliches Verstehen auf ein Verstehen des Verstehens zu bezie- hen habe: Jenseits des alltäglichen Verstehens unter pragmatischen Zwängen ginge es darum, ein Verstehen zweiter Ordnung zu ermöglichen, welches die Art und Weise, wie im Alltag verstanden werde, rekonstruiere (Ber- gold/Breuer 1987: 23ff., Graumann et al. 1991:67ff., Jüttemann 1992: 144ff.). Dabei gibt es keine prinzipielle Differenz zwischen dem Verstehen im Alltag und dem Verstehen in der Wissenschaft: Letzteres funktioniert nach ähnlichen Regeln, unterscheidet sich davon aber im Ausmaß der erkenntnistheoretischen und forschungsmethodischen Reflexion (vgl. Bohnsack 2003: 26ff.). Hier kann die Metaphernanalyse unmittelbar anschließen: Indem sie die metaphorischen Muster, durch die hindurch verstanden wird, selbst zur Sprache bringt, fun- giert sie als Verstehen des (alltäglichen) Verstehens, als Verstehen zweiter Ordnung. Das Verstehen von Metaphern ist eine im Alltag sozialisierte Fähig-
7 Vgl. den Vortrag von Irene Mittelberg zur Gestenforschung auf der gleichen Tagung und Schmidt (2007): Auch Gesten sind einer metaphernanalytisch orientierten Hermeneutik nach ihrer Versprachlichung (u. a. durch Transkription) zugänglich.
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Schmitt, Systematische Metaphernanalyse als qualitative Forschungsmethode
keit; in der Metaphernanalyse als sozialwissenschaftlicher Forschungs- methode helfen methodologische Reflexionen und forschungspraktische Regeln dem alltäglich geübten Verstehen in der Annäherung an das Fremde und ebenso bei der Distanzierung und Verfremdung des scheinbar gut Ver- standenen.
2.4. Singularisierende und pluralisierende Deutungen
Habermas hat sein Modell der hermeneutischen Interpretation in der Aus- einandersetzung mit der psychoanalytischen Deutung einer Lebensgeschichte gewonnen. Dies hat dazu geführt, dass Habermas’ Vorstellungen zur Herme- neutik nicht immer geteilt wurden. Vor allem Marquard (1984) hat gegen eine
„singularisierende“ Hermeneutik, die auf eine einzige und „wahre“ Deutung eines Textes oder Sachverhalts hinaus will (und die er auch bei Habermas fin- det) und für eine „pluralisierende“ Hermeneutik plädiert, die mehrere Les- arten und Deutungsmöglichkeiten eröffnet. Dieser Hinweis ist vor allem des- halb wichtig, weil singularisierende Interpretationen, einen Text auf eine ein- zige Metapher zu reduzieren, in bisheriger qualitativer Forschung durchaus häufig sind (kritisch dazu: Thorne et al. 2002: 446). Sichler (1994) hat sich mit grundsätzlichen Überlegungen Marquard angeschlossen und für eine plurali- sierende Hermeneutik in der Sozialforschung eingesetzt.
Dieser unvollständige Abriss der Diskussion der Hermeneutik in den Sozialwissenschaften kann nicht mehr als ein orientierender Hinweis sein. Erst in der Verbindung mit Annahmen der kognitiven Metapherntheorie lässt sich eine spezifische Hermeneutik konzeptualisieren. Zuerst sollen jedoch das Arbeitsfeld der qualitativen Sozialforschung und seine Ansprüche an eine Methode vorgestellt und Anschlussmöglichkeiten diskutiert werden.
3. Die Anschlussfähigkeit der Metaphernanalyse in den Sozialwissen- schaften
Die Implementierung von Theorieelementen der kognitiven Metapherntheorie als qualitative Forschungsmethode in der qualitativen Sozialforschung muss auf zwei Ebenen nach Anschluss suchen: (a) Sie sollte den Anforderungen genügen, die an Textauswertungsmethoden in diesem Kontext gestellt wer- den; (b) sie sollte in sozialwissenschaftliche Denkweisen übersetzen können,
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was mit dem Begriff der „Metapher“ bzw. des „metaphorischen Konzepts“
gemeint ist.
3.1. Anforderungen an eine qualitative Forschungsmethode
Nimmt man den umfassenden Vergleich von Auswertungsmethoden in qua- litativer Forschung, den Flick vorgelegt hat (Flick 2007, insbes.: 473-482), dann lassen sich als Anforderungen an eine Metaphernanalyse als qualitative For- schungsmethode die folgenden Kriterien formulieren (vgl. Schmitt 2011a):
• Die Methode sollte entdeckendes Forschen gewährleisten (Gegensatz:
hypothesentestendes Forschen);
• sie sollte Prozeduren und Räume der Reflexion bereitstellen und einen sanften Zwang entfalten, auch Zusammenhänge zu finden, die leicht übersehen werden, um valide Interpretationen zu ermöglichen;
• sie sollte anschlussfähig an konkrete Fragestellungen wie an Theorie- hintergründe der jeweiligen Studien sein;
• sie sollte für einen konkreten Bereich von Phänomenen gegenstands- angemessen sein (Indikation), ebenso sollten Grenzen ihrer Anwendung formuliert werden können.
Aus Flicks Überlegungen lassen sich zwei weitere Anliegen ableiten:
• Die Methode sollte lehrbar sein und der unvermeidlichen Kunst des Interpretierens eine handwerkliche und damit immer wieder verbesserbare Grundlage geben (im Gegensatz zum genialischen, aber unnachahmlichen Deuten durch begnadete Heroen des Fachs). Eine Infrastruktur zum Erlernen der Methode sollte bereitstellt werden (u. a. Texte, Anwendungsbeispiele, Workshops).
• Die Methode sollte pragmatisch möglich, d. h., mit den für Qualifi- kations- oder Forschungsarbeiten adäquaten Genauigkeitsansprüchen in begrenzter Lebenszeit durchführbar sein.
Der folgende vierte Abschnitt skizziert, wie sich diese Forderungen in eine nachvollziehbare Methodik einer sozialwissenschaftlich-qualitativen Meta- phernanalyse bringen lassen. Zuvor ist zu klären: Was haben sozialwissen-
schaftlich Forschende gewonnen, wenn sie Metaphern entdeckt haben?
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3.2. Was sind Metaphern – sozialwissenschaftlich gesehen?
Eine sprachwissenschaftliche Analyse kann bei dem Begriff der Metapher stehen bleiben, in sozialwissenschaftlichem Kontext aber ist erst zu klären, in welcher Hinsicht Metaphern einen Beitrag leisten zur Stützung und Neu- perspektivierung etablierter Begriffe und welcher der vorhandenen Theorien im sozialwissenschaftlichen Feld Metaphern zuzuordnen sind. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher epistemologischer Hintergrundtheorien und damit verbundene Schulen qualitativer sozialwissenschaftlicher Forschung, was die Orientierung an leitenden Begrifflichkeiten erschwert (vgl. Flick 2007: 81-105). Die folgende Skizze (ausführlicher in: Schmitt 2011a) nennt nur einige Möglichkeiten:
• Wiedemann (1989) hat die Möglichkeit einer Metaphernanalyse als Analyse von „Deutungsmustern“ mit Bezug auf Schütz und Garfinkel reflektiert. Schmitt (2005) hat diese Bezugnahme mit Oevermanns Präzisierung des Begriffs des Deutungsmusters weiterentwickelt.
• In Schmitt (1995) wurden metaphorische Konzepte als zentrale Elemente des „common sense“ nach Geertz (1987) diskutiert.
• Buchholz und Kleist (1995, 1997) haben Metaphern im psycho- analytischen Kontext als Beziehungsentwürfe und Übertragungsmuster verstanden und die Metaphernanalyse zur Analyse von therapeutischen Beziehungen genutzt.
• Die Theorie der sozialen Repräsentationen nach Moscovici wurde mit
Metaphern mehrfach verbunden (Wagner, F. 2007; Oberlechner et al.
2004; Wagner, W./Hayes 2005). Hier gelten Metaphern als figurativer
Kern einer „sozialen Repräsentation“.
• Sowohl Schachtner (1999) in ihrer Analyse des ärztlichen Handelns wie Geffert (2006) in seiner Arbeit über Haupt- und Förderschüler/innen beziehen sich auf Bourdieu und eine von Lakoff und Johnson inspirierte Metaphernanalyse. Metaphorische Konzepte ergänzen sich in diesen Studien als Aspekte von „Habitus“.
• Metaphern wurden als „Skripte“ im Sinn der kognitiven Psychologie und als „tacit knowledge“ nach Polányi und Metaphern von Moser
(2000, 2001) interpretiert.
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• Maasen und Weingart (2000) haben Luhmann und Foucault als theoretischen Kontext ihrer bibliometrischen Metaphernanalysen hinzugezogen; hier sind Metaphern zentrale Elemente der zu untersuchenden Diskurse. Die Diskursanalyse nach Foucault und die Metaphernanalyse wurden mehrfach (und verschieden) aufeinander bezogen (Döring 2005; Karl 2006; Bock von Wülfingen 2007).
Diese (hier nur angedeutete) Vielzahl von Verknüpfungen verweist auf ein Problem: Metaphernanalysen sind nicht bruchlos in sozialwissenschaftliche Vorstellungen zu übersetzen. Vielleicht ist die Suche nach dem am besten pas- senden verwandten Begriff in den Sozialwissenschaften auch eine unnötige Engführung – es ist zu vermuten, dass je nach Forschungskontext andere Inbezugsetzungen sinnvoll sind.
4. Der Ablauf einer systematischen qualitativen Metaphernanalyse
Gegenwärtig sind mindestens neun Formen einer Metaphernanalyse unter- scheidbar, die entweder in den Sozialwissenschaften entwickelt wurden oder aus der pragmatischen Linguistik stammen und für die Sozialwissenschaften adaptierbar erscheinen: Andriessen (2006), Buchholz und Kleist (1995, 1997), Buchholz, Lamott und Mörtl (2008), Deetz (1986), Drulák (2008), Jäkel (1997,
2003), Koch und Deetz (1981), Koller (2004), Kruse, Biesel und Schmieder (2011), Maasen (2009), Maasen und Weingart (1995), Pragglejaz Group (2007), Schmitt (2003, 2005, 2007, 2009), Seitz (2004), Straub und Seitz (1998), Steen (2004), Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma (2010). Es würde an dieser Stelle zu weit führen, sie hier vergleichend zu skizzieren (vgl. Schmitt 2011b). Der folgende Text skizziert zunächst die Schritte des vom Autor vorgeschlagenen Ablaufs, um sie dann aus der Erfahrung in Workshops
und in Qualifikationsarbeiten zu diskutieren.8
8 Ankerbeispiele zur Definition von Metaphern und metaphorischen Konzepten, eine Liste heuristischer Strategien, spezifische Gütekriterien und weitere Arbeitshilfen sind unter http://de.groups.yahoo.com/group/Metaphernanalyse/ verfügbar.
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Schmitt, Systematische Metaphernanalyse als qualitative Forschungsmethode
4.1. Ablaufskizze einer systematischen qualitativen Metaphernanalyse
4.1.1. Forschungsfrage und Indikation zur Metaphernanalyse klären, Zielbereiche identifizieren
• Welche Anteile der Forschungsfrage sind durch eine Metaphernanalyse zu beantworten?
• Welche Zielbereiche sollen metaphernanalytisch untersucht werden?
• Welches Material steht zur Verfügung bzw. könnte erhoben werden?
4.1.2. Kontext- und Selbstreflexion
• Kontextreflexion: Rekonstruktion metaphorischer Konzepte aus heterogenen Materialien zur Dokumentation kulturell üblicher Metaphorisierung eines Themas (spätere Nutzung als Vergleichsfolie).
• Selbstreflexion: Die dominierenden Metaphern der Interpret/inn/en sollten anhand von persönlichem Material rekonstruiert werden.
4.1.3. Erhebung des Materials (sparsames Sampling)
4.1.4. Systematische Analyse von Texten einer Gruppe / eines Individuums
• Identifikation der Metaphern und dekonstruierende Zergliederung: Zergliederung der Texte in ihre metaphorischen Bestandteile in einer Wort-für-Wort-Analyse und in beispielhafte Narrationen, die eine Allegorie darstellen; Erfassung aller metaphorischen Wendungen und Narrationen samt ihres unmittelbaren Kontextes in einer separaten Liste.
• Synthese von (sub-)kulturellen/individuellen metaphorischen Konzepten: Der zweite Schritt ist der vor-interpretierende, rekonstruie- rende, der aus der obigen Metaphernsammlung metaphorische Konzepte gewinnt. Alle einzelnen Metaphern und allegorischen
Narrationen, welche die gleiche Quelle und das gleiche Ziel der
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Metaphorisierung haben, werden gruppiert. Je nach Forschungsfrage erfolgt Letzteres einzelfall- oder gruppenbezogen.
4.1.5. Interpretation mithilfe einer Heuristik
Mögliche Sinnbezüge werden mithilfe einer Heuristik entwickelt, u. a.: For- mulierung von aufmerksamkeitsfokussierenden (highlighting) und aus- blendenden (hiding) Funktionen des metaphorischen Konzepts, Vergleich metaphorischer Modelle untereinander, etc.
4.1.6. Methoden- und Theorien-Triangulation, Gütekriterien
Abhängig von den in 4.1.1 getroffenen Entscheidungen für Erhebungs- und Auswertungsverfahren sollten an diesem Punkt der Untersuchung die Ergeb- nisse anderer Methoden mit denen der Metaphernanalyse verglichen werden. Zur Reflexion von Gütekriterien einer Metaphernanalyse sind Vorschläge entwickelt worden (siehe 4.2.6).
4.1.7. Darstellung
Narrative, tabellarische, diskursive und visuelle Darstellung typischer meta- phorischer Muster des Denkens, Fühlens und Handelns, der Bedeutung auf- fälliger oder fehlender Metaphorik, die Rekonstruktion sozialer oder biografi- scher Zusammenhänge im Hinblick auf die gefundenen metaphorischen Muster.
4.2. Diskussion der Schritte einer systematischen Metaphernanalyse
Für Sprachwissenschaftler/innen mag es selbstverständlich sein, für Sozial- wissenschaftler/innen weniger: Die Einsozialisation in die kognitive Meta- pherntheorie wird vorausgesetzt und nicht als separater Schritt der Methode ausgewiesen. Die folgende Übersicht diskutiert pragmatische Probleme und
Lösungen bei der Anwendung der Methode.
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Schmitt, Systematische Metaphernanalyse als qualitative Forschungsmethode
4.2.1. Forschungsfrage und Indikation zur Metaphernanalyse klären, Zielbereiche identifizieren
Ein Problem der Anwendung der Metaphernanalyse in den Sozialwissen- schaften zeigt sich am Anfang: Die Forschungsfragen aus angewandter For- schung müssen erst dahin gehend zerlegt werden, welche Aspekte der Fragen durch Metaphernanalysen beantwortet werden können; oft müssen Fragen angewandter Forschung als Suche nach metaphorischen Konzepten zuerst rekonzeptualisiert werden. Damit geht die Entscheidung einher, welche Kom- bination von Erhebungs- und Auswertungsmethoden zur Klärung der For- schungsfrage sinnvoll ist.
Am Beispiel der sozialarbeitswissenschaftlichen Dissertation von Schulze (2007) lässt sich dieser Prozess studieren. Ihre praktische Forschungsfrage lautete: Wie wurde nach der Reform des Kindschaftsrechts die Rechtsfigur der Verfahrenspflegschaft nach § 50 FGG, auch unter der Bezeichnung „Anwalt des Kindes” bekannt, die bei hochstrittigen Trennungs- und Sorgerechts- entscheidungen die Rechtsposition des Kindes im Gerichtsverfahren stärken soll, im sozialen Feld realisiert?
Als anwendungsorientierte Frage ist sie keiner klassischen Disziplin und keinen typischen Mustern von Forschungsfragen zuzuordnen und zwischen Rechtswissenschaft, Soziologie und Sozialer Arbeit angesiedelt. Weniger schwierig als die disziplinäre Verortung erscheint die Einschätzung der Rele- vanz der Frage, wenn man sich die fatale Situation der Kinder zwischen zer- strittenen Eltern vergegenwärtigt. Forschungspraktisch ist vor allem zu klären, welche Aspekte der Forschungsfrage mit einer Metaphernanalyse beantwortet werden können: Es ist zuerst die Teilfrage, wie in den Gesetzestexten Verfah- renspflegschaft konzipiert wird. Schulze fallen mehrere Metaphern auf, z. B.
„Anwalt des Kindes“, der „Sprachrohr des Kindes“ sein soll, eine andere sieht Verfahrenspfleger/innen als „Mittler“ zwischen den Eltern, eine einvernehm- liche Lösung im Sinne des Kindes zu erreichen. Diese Metaphern haben Fol- gen für die Inhalte der Tätigkeiten: Die Metapher vom „Sprachrohr“ billigt den Verfahrenspfleger/inne/n lediglich zu, den Kindeswillen zu ermitteln, und beschränkt den Umfang der Tätigkeit, während die Auslegung der Tätig- keit als „Mittler“ auch erlaubt, sich jenseits des Kindeswillens des Kindes- wohls anzunehmen und vermittelnd auf die Eltern einzuwirken im Sinne eines gelingenden beidseitigen Kontakts. Hier fallen differierende Urteile der
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Oberlandesgerichte zum Umfang des zu vergütenden Zeitaufwands auf
(Schulze 2007: 186-221).
Unabhängig von der juristischen Wahrnehmung ist für die Realisierung der Rechtsfigur der Verfahrenspflegschaft in der lebensweltlichen Praxis die Wahrnehmung der Verfahrensbeteiligten relevant: Wie haben betroffene Eltern das Handeln von Verfahrenspfleger/inne/n erlebt, wie Verfahrens- pfleger/innen ihre Fallbearbeitung? Nur als ein Beispiel sehr unterschiedlicher Konzeptualisierungen (Schulze 2007: 408-432): In einem gelungenen Hilfe- prozess berühren sich eine Mutter und die Verfahrenspfleger/inn/en in der Metaphorik, dass diese Hilfe „Ruhe und Ordnung“ in die Situation hinein- gebracht hätte. Das ist umso bemerkenswerter, weil es für diese Mutter hieß, ein geteiltes Sorgerecht zu akzeptieren (Schulze 2007: 411-412). Mit anderen Worten: Jenseits der konfligierenden Metaphern der juristischen Sphäre wird Verfahrenspflegschaft in der Lebenswelt in divergenten Bildern wahrgenom- men. Derlei metaphorische Perspektivierungen sind zur Klärung der For- schungsfrage relevant, wie die Rechtsfigur der Verfahrenspflegschaft im Handlungsfeld sich etablierte. Andere Teilfragen professionssoziologischer Natur (z. B. zur Identifikation von Handlungsebenen im Rahmen einer Praxistheorie) hat die Autorin mit Rückgriff auf die Grounded Theory nach Glaser und Strauss (1998; Orig. 1967) aus den Interviews und Gerichtsurteilen extrahiert (Schulze 2007: 454-512). Das Beispiel zeigt, dass sozialwissenschaftliche oder anwendungsorientierte Forschung Methoden nicht um ihrer selbst willen wählen kann, sondern im Hinblick auf mögliche Einsichten in soziale Konstellationen.
4.2.2. Kontext- und Selbstreflexion
Kontextanalyse: Die folgenden Überlegungen stellen eine Reaktion auf einen Fehler in einer früheren Publikation dar (Schmitt 1995). Bei der Suche nach Metaphern des professionellen Helfens der sozialpädagogischen Einzelfall- und Familienhilfe konnten neun metaphorische Konzepte rekonstruiert wer- den, die z. B. das psychosoziale Helfen in Bildern der Schule begriffen („er muss noch lernen, dass ...“; „muss erst mal seine Aufgaben machen“, „habe versucht ihm zu vermitteln, dass ...“). Jedoch war die in der Gesprächs- psychotherapie übliche organische Metaphorik des psychischen „Wachstums“ nicht vertreten. Dieses Defizit konnte zur Beschreibung der Einzelfallhilfe
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Schmitt, Systematische Metaphernanalyse als qualitative Forschungsmethode
beitragen, in der solche Prozesse des „Wachstums“ offenbar wenig Raum haben, da diese Hilfe als Notmaßnahme zur Vermeidung einer Heimunter- bringung praktiziert wurde. Dieses aufschlussreiche Fehlen fiel erst am Ende der Studie zufällig auf – es wäre früher deutlich gewesen, wenn außerhalb des Samples nach weiteren Metaphern für die Konzeptualisierung psychosozialen Intervenierens gesucht worden wäre. Eine solche Suche zielt auf den ver- gleichbaren kulturellen Kontext und ist kaum umfassend einzulösen. Ich schlage daher eine vom „theoretical sampling“ (vgl. 4.2.3) geleitete Recherche außerhalb des engeren Forschungskontexts vor. Eine solche Analyse entwirft eine kulturelle Folie, die später das Fehlen metaphorischer Modelle bemerken lässt und damit auf Defizite an möglichen Denkweisen und Handlungsformen hinweist. Das Beispiel zeigt die Spezifität lokaler Metaphernverwendung, die erst vor dem Vergleichshintergrund kulturell üblicher Metaphorisierungen deutlich wird.
Selbstanalyse: Oben war auf Gadamers Positionierung des Interpreten hin- gewiesen worden: Das Vorurteil des Interpreten ist der Ausgangspunkt eines Verstehensprozesses und wird im Verlauf desselben transformiert. An welcher Stelle des Verstehensprozesses wären noch nicht reflektierte Vor- urteile zu finden? Erkannte Metaphern sind schon verstandene Metaphern – das Vorurteil des Interpreten lässt sich eher an den Redewendungen studie- ren, deren Übertragungscharakter sich ihm (noch) nicht erschließt. Wiederum ein Beispiel aus Schmitt (1995): Nach langer Zeit der Beschäftigung mit Meta- phern wurde erst deutlich gesehen, dass einige alltäglich wirkende Redewen- dungen im Kontext des psychosozialen Helfens („dann habe ich noch ein Gespräch mit ihm gemacht“, „ich habe noch mit ihm zu tun“, „Beziehungs- arbeit“ leisten) ebenfalls einen metaphorischen Gehalt haben: Sie konstruieren psychosoziales Helfen als handwerkliches Arbeiten. Diese späte Entdeckung hatte mit Wahrnehmungsgewohnheiten des Autors zu tun, die Welt als Arbeit zu sehen und dies als gegeben anzunehmen, statt diese Haltung als eine (problematische) Sichtweise zu behandeln. Schulze (2007: 362) hat daher die Nutzung eines Eigeninterviews vorgeschlagen: Vor allen anderen lässt sich der/die Untersuchende selbst zum Thema interviewen und arbeitet an diesem Material die eigenen Metaphern heraus, in denen er/sie den Gegenstand kon- zeptualisiert. Es scheint einfacher zu sein, den eigenen Vormeinungen nicht
entsprechende Formulierungen als Metaphern wahrzunehmen. Die
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Metaphernanalyse bedarf der Absicherung gegen das Übersehen von Meta- phern, die in den Denkmustern der Interpret/inn/en dominieren. Dazu dienen solche Übungen der Selbstreflexion ebenso wie eine Forschungssuper- vision. Auch der Abgleich mit anderen Interpret/inn/en ist hilfreich, wenn er nicht nur quantitativ als Interrater-Reliabilität gefasst wird, sondern als Ent- wicklung eines besseren Verständnisses.
4.2.3. Erhebung des Materials
Metaphernanalysen können, so weit die bisherige Erfahrung, alle schriftlichen Dokumente nutzen (Gesprächsaufnahmen, Interviews, Internetkommunika- tion, Briefe, Gerichtsurteile, theoretische Literatur u. a.). Die Methode legt nahe, im ersten Schritt alle Metaphern mit ihrem Kontext aus den Textdateien zu extrahieren und in einem zweiten Schritt diese zu metaphorischen Kon- zepten zusammenzusetzen (vgl. 4.2.4). Diese strikte Trennung der Identifika- tion von Metaphern und der Rekonstruktion von metaphorischen Konzepten ist ein Schutz gegen zu frühe und unvollständige Analysen, die im Material vor allem nach Bestätigungen für vorgefasste Hypothesen suchen. Darüber hinaus gehört Vollständigkeit sowohl der Erhebung, der Identifikation von Metaphern wie der Einordnung in metaphorische Konzepte zu den Güte- kriterien des vorgeschlagenen Verfahrens (vgl. 4.2.6). Dieses genaue, dafür verlässliche Arbeiten führt allerdings zu einem hohen Aufwand: Für einen zehnseitigen Standardtext sind drei Arbeitstage für die Interpretation zu ver- anschlagen. Damit ist die systematische Metaphernanalyse ein aufwendiges qualitatives Verfahren, wenn auch sicher nicht das aufwendigste. Deshalb ist es wichtig, sparsam und relevant zu samplen. Die Strategie des „theoretical sampling“ im Sinne der Grounded-Theory-Methodologie (vgl. Glaser/Strauss
1998) oder der „maximalen Variation der Perspektive“ (Kleining 1995) schei- nen die sinnvollsten Sampling-Techniken zu sein: Beide gehen nicht von einer repräsentativen Stichprobe aus, sondern entwickeln aus den im Verlauf der Studie sich ergebenen Variationen (Glaser, Strauss) oder den vom Gegenstand zu erwartenden Differenzierungen zu Beginn einer Studie (Kleining) Hin- weise, welches vielversprechende Material erhoben werden sollte. Diese Form des Samplings erlaubt keine Aussagen über die quantitative Verteilung eines
Phänomens, sondern ermöglicht, Existenz-Aussagen zu formulieren,
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Schmitt, Systematische Metaphernanalyse als qualitative Forschungsmethode
bestimmte Sinnzusammenhänge entdeckt zu haben (zum Problem der Verall- gemeinerung in qualitativer Forschung vgl. Mayring 2007).
4.2.4. Systematische Analyse einer Gruppe / Individuums
Im Kontext der kognitiven Metapherntheorie ist die Zweiteilung des Vorge- hens in eine Identifikation der Metaphern und eine Bildung der Konzepte als Standardverfahren anzusehen – überraschenderweise spielt diese Unterschei- dung nur in vier von neun Verfahren sozialwissenschaftlicher Metaphern- analysen eine Rolle (Schmitt eingereicht), nicht zuletzt auch deswegen, weil die kognitive Metapherntheorie in diesen Ansätzen nicht oder nur in Teilen genutzt wird.
Der erste Schritt der Metaphernidentifikation zergliedert Texte nicht nur in einer Wort-für-Wort-Analyse, sondern sammelt auch narrative Fragmente, die als Beispiel-Narrationen für eine metaphorische Übertragung identifiziert werden können (vgl. Abschnitt 1.5). Das Ergebnis dieses Arbeitsschritts ist eine Liste aller metaphorischen Wendungen samt ihres unmittelbaren Kon- textes und (allegorischer) Narrationen in einer Liste. Daraus werden im zwei- ten Schritt metaphorische Konzepte synthetisiert, d. h., Metaphern gruppiert, die dem gleichen Quellbereich des Bildes und dem gleichen Zielbereich zuzu- ordnen sind. Die Beschreibung, das sei ein „Gruppieren“, unterschlägt ein wenig die Bedeutung, geschehen doch in diesem Arbeitsschritt abduktiv- synthetisierende Schlüsse, werden Übertragungen erkannt und in Form einer Übertragungsbeschreibung formuliert („X wird als Y beschrieben“). Die klare Trennung zwischen beiden Schritten darf nicht als Hinderung für ein iterati- ves Vorgehen verstanden werden, wie es Jäkel (1997: 153; 2003: 142) vorge- schlagen hat: Nach der Bildung von Konzepten sind Interpret/inn/en sensibi- lisiert für die Erkennung weiterer Metaphern und Narrationen, die bei wie- derholtem Durchgang durch das Material zu ausdifferenzierteren Konzept- bildungen führen können.
An dieser Stelle ist es sinnvoll, einer möglichen Enttäuschung sprachwissen- schaftlich Interessierter zuvorzukommen: Aus dem Begriffskontext von Lakoff und Johnson werden nur wenige Begriffe (Metapher, Konzept, Schema) ent-
nommen, die ausreichen, lokale Sinnmuster zu rekonstruieren. Bisher haben
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sich für Fragen angewandter Forschung kaum andere Begriffe der kognitiven
Linguistik als nützlich gezeigt (z. B. Blending, Idealized Cognitive Models).
4.2.5. Interpretation mithilfe einer Heuristik
Bei Lakoff und Johnson wird eine Reflexion der Implikationen von metapho- rischen Konzepten bereits vorgeführt, die Autoren sprechen vom highlighting und hiding, dem „Beleuchten“ und „Verbergen“ von Aspekten eines Phänomens (Lakoff/Johnson 1980: 10-11). Mit anderen Hinweisen, aus metaphorischen Konzepten Einsichten abzuleiten, können diese als Suchrichtungen und Elemente einer Heuristik der Interpretationsgewinnung zusammengeführt werden (Schmitt 2003):
• Die Suche nach ausdruckserweiternden und funktionalen Gehalten
(highlighting),
• die Suche nach erkenntnisverhindernden Aspekten (hiding),
• der Vergleich metaphorischer Konzepte im Hinblick auf differente
Erschließung des Phänomens,
• Konflikte verschiedener metaphorischer Konzepte (im Sinne von
Widersprüchen in Texten und Interviews),
• das Fehlen von metaphorischen Konzepten,
• die Suche nach Implikationen metaphorischer Unterscheidungen in der Lebenswelt (welche Attributionen werden mit einem metaphorischen Konzept unternommen?),
• die Prognose zukünftiger Handlungen,
• metaphorische (Nicht-)Passungen und Metaphern in der Meta- kommunikation bei Missverständnissen und Gesprächsreparaturen,
• Metaphern als Projektionsfläche (wenn Metaphern in der Erhebung vorgegeben werden),
• quantitative Angaben (auch wenn Häufigkeiten nicht identisch mit
Bedeutungen sein können),
• Veränderung der metaphorischen Sprechweise im Verlauf eines Textes bzw. einer Sammlung von Texten.
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Schmitt, Systematische Metaphernanalyse als qualitative Forschungsmethode
Diese Liste ist unabgeschlossen und hat einen Hilfscharakter: Diese Suchrich- tungen haben in unterschiedlichen Studien Interpretationen ermöglicht, aber es ist (mit Ausnahme der ersten beiden) nicht davon auszugehen, dass alle gleichermaßen für eine Studie sinnvoll sind.
4.2.6. Methoden- und Theorien-Triangulation, Gütekriterien
Für die Sprachwissenschaft dürfte die Diskussion um Gütekriterien einer Interpretation nicht das vertrauteste Terrain sein (Ausnahme: Geeraerts 2006). Dieser Themenkomplex hat die Entwicklung der qualitativen Sozialforschung von Anfang an als Reflex auf die klassischen Gütekriterien in quantitativer Forschung (Objektivität, Reliabilität, Validität) begleitet. Ihre Anwendung, aber auch ihre Modifikation traf auf Kritik, und in jüngerer Zeit finden sich Versuche eigener Formulierungen von gegenstands- und methodenadäquaten Gütekriterien (Steinke 2000). Die Geschichte dieser Diskussion kann hier nicht nachgezeichnet werden, für den begrenzten Zweck des Textes soll an die Vor- schläge methodenangemessener Gütekriterien bei Steinke (2000) angeknüpft werden (Schmitt 2005, 2007).
Studienspezifische Gütekriterien: Gütekriterien müssen nicht nur für die Auswertungsmethode, sondern für die gesamte Untersuchung formuliert werden. Einige der von Steinke (2000) genannten allgemeinen Kriterien betref- fen eher die gesamte Untersuchung als nur die Auswertungsmethode: (a) Reflexion bzw. Testen der Grenzen und Reichweite der Ergebnisse einer Studie, (b) Kohärenz der entwickelten Theorie, (c) Relevanz für Forschung und Praxis und (d) die Dokumentation einer reflektierten Subjektivität. Diese Kriterien betreffen alle Teile einer Studie von der Datenerhebung bis zur Ergebnisformulierung; im Folgenden beschränke ich mich auf Kriterien, welche die metaphernanalytische Auswertung betreffen.
Intersubjektive Nachvollziehbarkeit: Zu einem Kernkriterium der Bewer- tung qualitativer Forschung zählt Steinke (2000: 324) die „intersubjektive Nachvollziehbarkeit“, die durch (a) eine vielfältige Dokumentation des For- schungsprozesses, seiner Stufen und Entscheidungen, (b) die Interpretation in Gruppen und (c) die Anwendung kodifizierter Verfahren erreicht werden kann. Diese drei Vorschläge sind für Metaphernanalysen gut einlösbar, auch
wenn die Interpretation in Gruppen aufgrund des stützenden Regelwerks hilf-
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reich, aber nicht zwingend ist. Zur Dokumentation des Forschungsprozesses zählt Steinke auch die Explikation des eigenen Vorverständnisses. Dieser Punkt ist für die Metaphernanalyse dahin gehend zu präzisieren, dass die eigenen metaphorischen Muster der Forschenden durch Selbsterfahrung, Eigeninterview mit anschließender Analyse etc. aufgehellt werden sollten, um die Konditionierung durch unaufgeklärte eigene metaphorische Denkmuster zu reduzieren (vgl. „Selbstanalyse“ in Abschnitt 4.2.2).
Indikation des Forschungsprozesses: Steinke nennt als zweites Kernkriterium die „Indikation des Forschungsprozesses“ (Steinke 2000: 326). Hierzu zählt die Gegenstandsangemessenheit der Methoden – und die hier beschriebene systematische Metaphernanalyse ist nur angemessen, wenn das Ziel der For- schung die Entdeckung von (individuellen oder kollektiven) Deutungs- mustern oder sozialkognitiven Modellen des Denkens, Handelns und Fühlens ist (vgl. Abschnitt 3.2).
Empirische Verankerung der Theoriebildung: Dem folgt als Kriterium die
„empirische Verankerung der Theoriebildung“ im Material (Steinke 2000: 328). Die zuerst stattfindende Identifikation von einzelnen metaphorischen Rede- wendungen arbeitet ohne paraphrasierende Zwischenschritte direkt mit dem originalen Material. Die darauf aufbauende Rekonstruktion metaphorischer Konzepte beschränkt sich auf die Ordnung des extrahierten Materials und bildet Konzepte möglichst in der Sprache des Materials als „in-vivo-codes“, eigene Konzeptbildungen sind am Material zu sättigen.
Vollständigkeit: Aus dem zuletzt Gesagten ergibt sich, dass Qualitäts- minderungen bei Metaphernanalysen dann entstehen, wenn interpretations- relevante Sprachmaterialien nicht erhoben, nicht ausgewertet, nicht interpre- tiert oder nicht präsentiert werden. Diese betrifft vor allem die Darstellung gegensätzlicher metaphorischer Konzepte, die in bisherigen Metaphern- analysen zugunsten einer stimmigen Präsentation oft weggelassen werden. Diese Überlegung führt dazu, über die von Steinke diskutierten Kriterien hinaus vier spezifisch metaphernanalytische „Gütekriterien“ zu formulieren:
Reflexion forschungsbedingten Einbringens von Metaphern: Bei Interviews oder anderen, interaktiv hergestellten Materialien ist zu analysieren, wie Metaphern der Interviewenden oder Metaphern des Kontexts sich auf das Material auswirken. Solche Einflüsse sind in der Regel unvermeidbar, sie sollten daher dokumentiert werden.
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Schmitt, Systematische Metaphernanalyse als qualitative Forschungsmethode
Kohärenz, Anzahl und Sättigung der metaphorischen Konzepte: Die Ein- deutigkeit und innere Stimmigkeit eines einzelnen metaphorischen Konzepts, die Menge der gefundenen metaphorischen Konzepte und das Ausmaß ihrer Sättigung mit Material sind wesentliche Hinweise auf die Gründlichkeit und Sicherheit einer Metaphernanalyse. Je kohärenter die metaphorischen Kon- zepte, je umfangreicher mit Belegen die metaphorischen Konzepte dokumen- tiert werden, desto eher kann davon ausgegangen werden, tatsächliche meta- phorische Projektionen erfasst zu haben. Diese Überlegungen sind ähnlich von Low (2003) für metaphernanalytische Studien vorgeschlagen worden.
Reichweite der gefundenen Implikationen: Je ausführlicher die Reflexion der Implikationen der einzelnen metaphorischen Konzepte einerseits und der wirkenden Differenzen metaphorischer Konzepte andererseits ausfällt, desto eher kann davon ausgegangen werden, dass die wesentlichen Implikationen des metaphorischen Denkens entdeckt wurden. Die umfangreiche Nutzung der heuristischen Hinweise oder gar ihre Erweiterung ist ebenfalls ein Indi- kator, dass die Konsequenzen dieser kognitiven Muster weitgehend erfasst wurden.
Triangulation mit nicht-metaphernanalytisch erhobenen Befunden: Die Metaphernanalyse fokussiert – wie jede andere Forschungsmethode – u. U. nicht alle Facetten der ursprünglichen Forschungsfrage, was mit der Verwen- dung weiterer Methoden ausgeglichen werden kann. Die Methoden-Triangu- lation ist von Disziplin und Forschungsfrage abhängig und häufig für lebens- weltliche Sachverhalte angewandter Forschung unverzichtbar: Die Integration unterschiedlicher Datenquellen und Auswertungsverfahren kann methoden- spezifische Verkürzungen reduzieren.
4.2.7. Darstellung
Vier Formen der Darstellung sind bisher vorgenommen worden: narrative, tabellarische, diskursive und visuelle Darstellung typischer metaphorischer Muster des Denkens, Fühlens und Handelns. Da der Metaphernbegriff der kognitiven Linguistik in den Sozialwissenschaften in aller Regel nicht vertraut ist, kann nach wie vor auf eine einführende Darstellung in Grundzüge der
kognitiven Linguistik nicht verzichtet werden.
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5. Systematische Metaphernanalyse als systematische Reflexion und
Beschränkung möglicher Interpretationen
Mayring (2007) hat die Probleme der wissenschaftlichen Akzeptanz qualitati- ver Forschung anhand der Möglichkeiten diskutiert, in welchen Grenzen die in aller Regel mit nicht repräsentativen Stichproben erhobenen Daten qualita- tiver Forschung Verallgemeinerungen ermöglichen. Die systematische Meta- phernanalyse folgt diesen Hinweisen und beschränkt Interpretationen meta- phorischer Muster in mehrfacher Hinsicht:
• Metaphernanalytische Ergebnisse sind verallgemeinerbare Existenz- aussagen von Sinnzusammenhängen. Verteilungsaussagen sind erst mit einer daran anzuschließenden quantitativen Analyse möglich.
• Die Metaphernanalyse bezieht sich auf einen reflektierten Begriff der Metapher und stützt sich zur Rekonstruktion von metaphorischen Mustern auf den Begriff des metaphorischen Konzepts, der viele einzelne und gleichsinnige Metaphern umfasst, um Überinterpreta- tionen zu vermeiden.
• Sie rekonstruiert alle metaphorischen Konzepte eines Textes, die einen
Bezug zur Forschungsfrage haben, und nicht nur auffällige Metaphern.
• Sie kontextualisiert metaphorische Konzepte im Vergleich unterei- nander, um das gesamte konzeptuelle System eines Sprechers, einer Gruppe oder eines Phänomens zu erhalten.
• Sie bezieht sich in der Erhebung auf reflektierte Sampling-Strategien.
• Sie bietet Sicherungen gegen das durch individuelle Denkmuster der
Interpreten hervorgerufene Übersehen von Metaphern an.
• Sie bezieht den kulturellen Kontext ein und erlaubt es, auch das Fehlen von Metaphern zu interpretieren wie auch die kulturelle Üblichkeit eines metaphorischen Schemas zu identifizieren, um Verallgemeine- rungen zu beschränken.
• Sie bietet heuristische Hilfen an, die Interpretationen am Material generieren lassen.
Metaphernanalysen in diesem Sinn können beanspruchen, verlässliche, und das heißt: beschränkte, Verallgemeinerungen zu generieren.
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