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metaphorik.de 14/2008

Verdichtung, Fragmentierung und Verdrängung. Die Theatrum-Metapher in der Wissenstradition des Pietismus

Stefan Laube
  • Zugänge zum (Welt-)Wissen: Frühneuzeitliche Bedeutungsdimensionen der Theatrum-Metapher

Abstract

Wer heutzutage über Theater spricht, denkt an Bühne, Drama und Publikum. In der Frühen Neuzeit bedeutete ‚Theater’ bzw. ‚theatrum’ weitaus mehr. Insbesondere bezog sich diese architektonische Denkfigur auf den vielfältigen Umgang mit Formen des Wissens, was bis heute an der Flut von Sachbüchern, die sich im Titel mit der Theatrum-Metapher schmücken, erkennbar ist. Im Zentrum des Beitrags steht die Frage, wie pietistisch beeinflusste Denker, wie Khunrath, Andreae, Comenius oder Francke mit dem vielschichtigen Phänomen Theater umgingen, dessen schillernde Bedeutung im Barock schlechthin alles bezeichnen konnte, was optisch wahrzunehmen war. Im Einflussfeld einer konfessionsspezifischen Distanz zur bzw. Ablehnung gegenüber real vorhandenen Bühnen bzw. agierenden Schauspielern gewannen die geistigen Träger des Pietismus nur selten ein unbefangenes Verhältnis zu dieser Metapher. Dies bedeutete aber keineswegs, dass sie Medien der Visualität ungenutzt ließen. Ganz im Gegenteil: Konkrete Anschauung und Transparenz spielten in deren Bildungskonzept eine prominente Rolle.

Speaking about theatre today conjures up images of stage, drama and audience. In the early-modern period ‘theatre’ or ‘theatrum’ meant much more, for it was an architecturally connoted pattern of thinking. This pattern referred to the public presentation of knowledge in visual or quasi-visual ways, as can be seen in the large number of books carrying the metaphor of theatrum in the title. The central issue addressed in my paper is the question of how thinkers like Khunrath, Andreae, Comenius and Francke, all influenced by central-European pietism, dealt with the multi-dimensional phenomenon of theatre. Generally speaking, pietism was not welcoming to real stages, actors, and theatrical presentations; accordingly, the intellectual leaders of pietism also had problems with theatre as a metaphor. Yet, this attitude did not lead to a general rejection of visual media. On the contrary, visualization and the use of objects were important features of their educational projects and philosophy. Even those who rejected the theatre actually accepted its core ideal, visuality.
 

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Seite 55

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